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Tahiti

Drei schöne Tage sind auf unserer Reise für die Hauptinsel der zum französischen Überseegebiet gehörenden Gesellschaftsinsel Tahiti reserviert. Zur Feier von Alex’s Geburtstag haben wir uns in einem Bungalow mitten im Wasser eingemietet und genießen das warme Wasser und die Meeresfauna von unserem Steg aus bis die Sonne im Meer versinkt und den Himmel über der vor uns liegenden Insel Moorea in abendliche Lichterspiele taucht. Endlich habe ich nun die Möglichkeit meinen “Schwimmdrang” auszuleben und in dem wunderschönen Bungalow ein wenig traute Zweisamkeit zu genießen.

Obwohl wir mitten in der “heißen Jahreszeit” hier sind, ist die Hitze während unserer Inselrundfahrt gut auszuhalten. Die schroffen, mit dichtem tropischen Wald üppig bewachsenen und unwegsamen Berge liegen dabei einmal in dichten Wolken mit kurzen aber heftigen Regenschauern, dann wieder leuchten sie in den unterschiedlichsten Grüntönen. Der vulkanische Ursprung des gesamten Insel-Archipels ist klar zu erkennen, das Innere der Insel ist unbewohnt, unwegsam, mit vielen Wasserfällen und wir können uns gut vorstellen, dass die Seefahrer sich bei ihrer Ankunft, noch dazu mit den sehr hübschen Frauen hier, im Paradies wähnten.

Natürlich besuchen wir auch das Paul Gauguin-Museum, hat doch der exzentrische Maler hier lange Jahre und mit vielen Frauen gelebt und gemalt. Das Gelände belegt eindeutig, dass die Insel schon bessere Tourismus-Zeiten hatte, ganz verlassen liegt es hier auf einer wunderbaren Landzunge. Schnell merkt man auch, dass abseits der Hauptstadt Papeete, wo der Großteil der Bevölkerung von französisch Polynesien lebt, das Leben einfach und beschaulich und überhaupt nicht  mehr touristisch ist.

Ein letzter Stopp noch am “Venus-Point” an dem James Cook bei seiner ersten Weltumsegelung im Auftrag der Royal London Society im Jahr 1769  die Passage der Venus durch die Sonne beobachtete. Aus den Messungen des Venusdurchganges in den ausgewählten Orten in Norwegen, Kanada und eben auch in Tahiti versprachen sich die Wissenschaftler damals genauere Berechnungen über die Entfernung der Erde zur Sonne sowie zur besseren Navigation und Bestimmung des Längengrades. Wir liegen mit unserem Schiff diesmal regelrecht im Stadtzentrum und können am Abend wunderbar mitten unter den Einheimischen die Spezialitäten auf den “Roullottes”, den am Abend im Hafen anrollenden fahrenden Küchen, genießen.

Am späten Nachmittag navigiert uns unser sehr sympathischer und allürenfreier  Kapitän gekonnt durch den schmalen Pass im Riff unserem nächsten Ziel entgegen: Bora Bora, französisch Polynesien.

Moorea, Französisch Polynesien

 

Schon früh morgens liegen wir in der Bucht Opunohu so wie auch damals James Cook, auch wenn sich die Eingeborenen nicht ganz einig sind, ob er nicht doch in der nach ihm benannten Nebenbucht erstmals die wunderbare Insel betrat. Bald auch schon sind wir am nahen Strand in einem Boot unterwegs hinaus in den geschützten Riff-Bereich, wo nur an wenigen Stellen rund um die ganze Insel in den natürlichen Riff-Eingängen Frischwasser, was übrigens den Korallen nicht unbedingt gut tut, in die Lagune strömt.

Ein wahrer Glücksgriff ist unser Guide mit seinem Boot, denn bald schnorcheln wir in der Lagune mit vielen bunten Fischen, die plötzlich aus den überwucherten, von den Missionaren bei ihrer Flucht ins Meer geworfenen Skulpturen, auftauchen. Auf unserem weiterem Weg durch die Lagune strecken Meeresschildkröten ihren Hals in die Sonne, umgeben von den türkis-blau-Schattierungen des geschützten Meeres. Und dann auf einmal Stopp und das Kommando: “ab ins Wasser” und schon schwimmt der erste Riffhai und ein riesiger Rochen auf uns zu. Unser Guide nimmt mir meine erste Angst und die imposanten Meeresbewohner schweben lautlos an uns vorbei und streicheln uns sanft mit ihrem Körper – Gänsehaut!

Noch voller Enthusiasmus müssen wir die vielen Eindrücke der Lagune hinter uns lassen, wartet doch nachmittags unsere Fototour ins Landesinnere auf uns. Unser Fahrer bringt uns mit seinem 4WD Geländewagen  sehr abenteuerlich und gefühlt senkrecht auf den “Magic Mountain”, der uns eine unbeschreibliche Aussicht auf die üppig grünen Buchten (mit unserem Schiff), die Insel und die türkisblaue Lagune bietet. Bald danach stehen wir mitten im erloschenen Vulkankrater, und können die Mythen der Inselbewohner nachvollziehen, wonach die mittlerweile üppig begrünten Berge rund um den Krater einen riesigen versteinerter Kalamar und jede Bergspitze ein Tentakel darstellt.

Die Südsee habe ich mir immer schön vorgestellt, aber Moorea ist derartig unberührt und urtümlich – unbeschreiblich – ich lasse am besten Alex’s Bilder sprechen!

Morgen haben wir Blog-Pause: wir nehmen uns einen Tag Schiff-Auszeit und haben uns in der Lagune in einem “Overwater-Bungalow”  eingemietet – Bericht folgt!

Osterinsel, Rapa Nui

Spektakulär werden wir in unseren Rettungsbooten – eines nach dem anderen – zwischen Felsen, Brandung und Wellenschaukelei an Land getendert.  Zuerst geht es ein Stück aufs Meer hinaus, dann Kehrtwende, Augen zu und mit Vollgas vor der nächsten großen Welle manövriert unser Steuermann das kleine Boot durch einen mit spitzen Felsen gesäumten etwas ruhigeren Kanal zur Anlegestelle im einzigen Ort Hanga Roa. Noch mit etwas Adrenalin im Blut fahren wir bald in unserem Mietauto quer über die Insel dem ersten Moai entgegen. Wie stumme Mahner stehen die kolossalen Steinfiguren aufgereiht auf ihrem Podest und blicken uns stumm mit ihren großen stilisierten Augen an. Was muss sich wohl der Seefahrer Roggeveen gedacht haben, als er 1722 am Ostersonntag fast 4.000 km vom südamerikanischen Festland entfernt auf die kleine Insel und deren Steinfiguren traf.

Gut daß Thor Heyerdahl unterstützt durch einen japanischen Mäzen die riesigen Figuren wieder auf ihren Podest heben ließ, fand man doch die meisten umgeworfen, was bis heute ebenso ungeklärt ist, wie die genaue Geschichte der Besiedelung und des Niederganges dieser Insel. Ihr Ende wurde wohl durch den Wegfall der Lebensgrundlage selbst herbeigeführt, da für den Transport der Steinkolosse die Insel komplett abgeholzt wurde. Gefundene abgemagerte Figuren und Zeichnungen belegen, dass die Bevölkerung wohl größtenteils verhungert sein dürfte. Die Figuren selbst werden einem Ahnenkult zugeschrieben, die von den versklavten “Kurzohren” für die herrschenden adeligen “Langohren” mit primitivsten Steinwerkzeugen aus dem Fels gehauen werden mussten. In der “Fabrik” der Moais warten heute noch viele gigantische Figuren auf ihre Fertigstellung und Aufrichtung. Im erloschenen Vulkankrater liegt dann plötzlich sehr idyllisch der Kratersee mit grünem Schilf und roter Erde vor uns und wilde Pferde grasen ruhig vor vielen noch halbfertigen Figuren, ein wunderbar stiller Ort.

Heute zählt die Insel nur mehr einige 100 eingeborene dunkelhäutige und sehr anmutige Rapanui, die auf der kargen Insel mit nur einer Wasserquelle unter schwierigen Bedingungen versuchen Obst- und Gemüseanbau sowie Vieh- und Pferdezucht zu betreiben. Kam früher nur einmal im Jahr ein Versorgungsschiff der chilenischen Marine vorbei, landet heute fast täglich ein Linienflug aus Santiago, der mittlerweile auch eine steigende Anzahl von Touristen auf ein besonderes Fleckchen Erde bringt (@ Boris: das ist es!). Das Tagesprogramm könnte so aussehen: ruhig die vielen karg bewachsenen Vulkankegel in den wechselnden Lichtstimmungen betrachten, den Blick wie eine Moai-Gruppe in die Weite des Meeres schweifen lassen wenn am Morgen nur die Grillen zirpen und die Vögel singen und dann nach einer kurzen Wanderung oder einem Ritt hoch zu Ross in Anakena am einzigen kleinen Sandstrand den Tag unter Palmen verstreichen lassen, begleitet von Südsee-Musik und bewacht von den 5 Moais die dort als einzige einen Pekau als Kopfbedeckung tragen. Auf das Schwimmen auf den Vogelfelsen hinaus wie früher, als jenem jungen Mann, der als erster von dort ein Seeschwalben-Ei heil ans Land brachte und ihm dann als Vogelmann besondere Ehren zu teil wurden, wird man aber ob der Brandung heute wohl eher verzichten.

Das Geheimnis der Moai konnten auch wir nicht lüften, zu sehr genossen wir die einzigartigen Stimmungen an den verschiedenen Kultplätzen und so müssen wir nach 2 Tagen wieder Abschied nehmen von einem geheimnisvollen, mystischen und fantastischen Eiland und von meinem persönlichen primären Reiseziel. Wir können James Cook verstehen, der nach seinem Inselaufenthalt in sein Tagebuch schrieb “dass der Aufenthalt von zwei Tagen bei weitem nicht genug wäre, um der Insel alle Geheimnisse zu entlocken”.

Unser nächstes Ziel: Moorea, Polynesien

Valparaiso, Chile

2 Tage liegen wir im Hafen des bedeutendsten Umschlagplatzes Südamerikas. Auch wenn die Häuser, die sich auf den 42 Hügeln der Stadt an den Berg schmiegen, sichtlich schon bessere Zeiten erlebten, gefallen uns die bunte Vielfalt und die Aufzüge als öffentliches Transportmittel auf die jeweiligen Hügel. Mit der Eröffnung des Panamakanals hat der Hafen seine Vormachtstellung verloren auch wenn derzeit für die Obst- und Gemüseernte in unserem Herbst und Winter ein zusätzlicher Hafen notwendig wurde, um das Frachtaufkommen zu bewältigen. Auch wir liegen mitten im Containerhafen, auf Kreuzfahrtschiffe ist man hier nicht wirklich eingerichtet. Die Hafenarbeiter nutzen vormittags die Gelegenheit gleich zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen zu haben zu einem Streik. Kein Shuttlebus, mit dem wir sonst mitten durch die hoch aufgetürmten Container zum Hafenterminal gebracht wurden, keine Sicherheitskontrolle, keiner kommt vom Schiff und keiner vom Land zurück. Aber nachdem auch unser Kapitän im Terminal festsaß und er gleich eifrig zu telefonieren begann, hatten wir nach 2 Stunden wieder Betrieb, das Chaos dauerte aber noch den halben Nachmittag, checkten doch bei der heute im Hafen angelegten “Crown Princess” gefühlte 3.000 Passagiere aus und die neuen wieder ein.

Nachdem uns auch die Einheimischen dringend abraten, im Hafenviertel alleine durch die Gassen zu schlendern, nehmen wir den Bus und lassen uns von Hügel zu Hügel auf und ab kutschieren. Die chilenische Marine dominiert die Stadt mit Akademie, Clubs, Spital und Armada im Hafen und natürlich finden wir zwischen den heruntergekommenen Wohnhäusern immer wieder koloniale Villen und werfen einen Blick in den fantastischen Kassensaal der heutigen Bank Santander, ein Juwel aus besseren Zeiten.

Die obligate O’Higgins Allee entlang, die wie in jeder chilenischen Stadt nach dem Vater ihrer Unabhängigkeit von den Spaniern benannt ist, kommen wir dann bald auch nach Vina del Mar. Der neue Stadtteil mit seinen Hochhäusern und nobleren Wohnvierteln und Appartements mit Strand dienen sowohl Chilenen als auch vielen Argentiniern als Zweitwohnungen, ist doch das Klima im Vergleich zu Santiago sehr angenehm. Im Meer zu baden ist hier oft wegen der starken Strömungen gefährlich und auch wenig einladend, zieht doch der kalte Humboldt-Strom aus der Antarktis vorbei. Dennoch ist der Strand am Nachmittag gut gefüllt.

Mit dem letzten Shuttle erreichen wir wieder unser Schiff und weiter geht es…

… unser nächstes Ziel: Osterinseln, Chile

Santiago de Chile

Unser erster Ausflug vom Hafen Valparaiso führt uns in die 100 km entfernte Hauptstadt, mitten durch den “Garten” Chiles. Steht doch in den Tälern rund um die 5-Millionen-Stadt Wein-, Obst- und Gemüseanbau, dem neben Kupfer wichtigsten Exportgut, an oberster Stelle. Wir können gut nachvollziehen wie auf dem fruchtbaren Boden mit jährlich 4 Ernten der chilenische Sauvignon blanc, den wir mittags verkosten, seine unnachahmliche Note bekommt. Die hervorragende  Carménère-Traube ist das Markenzeichen der chilenischen Rotweine, auch wenn diese lange Zeit als Merlot nach Europa exportiert wurden, bis die Franzosen nach einem Lokalaugenschein klar stellten, dass die Traube die in Europa durch die Reblaus ausgerottete vorzügliche Carménère-Traube darstellt.

Eine Mischung aus imposanter Kolonialarchitektur, bunt gemischt mit modernen Häusern, zeigt sich uns aufgereiht auf den “Füßen der Anden”. Die Andenkette selbst mit den schneebedeckten Gipfeln ist als Hausberg nur 80 km entfernt, läßt sich heute aber durch einen Dunstfilter nicht in voller Pracht, aber doch als imposant erkennen. Schnee und Schilaufen, Meer und Baden – in Santiago hat man alles vor der Haustüre.  Wir genießen das pulsierende Leben in den innerstädtischen Hauptstraßen, der Alameda und am Plaza de Armas, entsinnen uns dem umkämpften Ende von Präsident Allende und Machtübernahme von General Pinochet im Regierungspalast und werden an der Rennbahn an die Freudenau und die Kaiserloge erinnert.

Eine unaufgeregte, pulsierende, koloniale und moderne Stadt mit vielen Universitäten bleibt uns heute in Erinnerung.

Vulkan Osorno, Puerto Montt

Chile lernen wir immer besser kennen und lieben. Heute taucht schon bald am Morgen unser heutiges Ziel auf: der Vulkan Osorno. Als größter der insgesamt 6 teilweise noch aktiven Vulkane in der mittleren Provinz Chiles, schimmert seine weiße Schneehaube durch die Wolken, die sich im Sonnenlicht bereits am Vormittag auflösen (@Mutti: Danke, daß du mit deinem guten Draht nach oben uns immer so schönes Wetter bestellst!). Bevor wir uns mit unserem Bus den Vulkanberg auf 1.500 Meter hinaufwinden, machen wir noch einen kurzen Abstecher zu den Petrohue-Wasserfällen, wo sich die Wassermassen in einer schmalen Schlucht in die Tiefe stürzen.

Den Vulkan hinauf begleitet uns zuerst der üppige kalte Regenwald, wie die Klimazone hier genannt wird, dann wird der Wuchs niedriger mit Scheinbuchen und Sträuchern bis wir schließlich nur mehr im Lavagestein, Staub und ein wenig Moos stehen. Wir besteigen einen der Krater und werden mit einer wunderbaren Aussicht auf die insgesamt 14 Vulkan-Krater und das Tal mit dem großen Lago Llanquihue belohnt. Jeder der durch Wind und Regen geformten Vulkanhügel mit seinen Lavasteinen und Asche glänzt vor uns in den unterschiedlichsten rot-braun-grün-grau-Tönen im Sonnenlicht.

Zurück geht es den großen See entlang, wo wir chilenischen Sommer-Sonntag mit Badevergnügen (bei 14! Grad) erleben, aber immer wacht die Gletscherhaube des Osorno über die Landschaft. Im Vergleich zu den südlicheren Provinzen der letzten Tage ist hier alles ordentlicher und sauberer. Man erkennt deutlich die Handschrift der vielen deutschen Einwanderer, die gefördert und ermutigt durch das Land Chile vor mehr als 100 Jahren alles in Deutschland aufgaben und unter schwierigsten Bedingungen das ihnen anvertraute Land rodeten und sich hier eine neue Existenz aufbauten.

Wieder ein wunderbarer Tag mit einem tollen Ausflug!

Unser nächstes Ziel: Valparaiso / Santiago de Chile

Carretera Austral, chilenisches Patagonien

Nach einer stürmischen Nacht im Pazifik mit hohen Wellen waren wir froh als wir gegen morgen wieder in die kleinen chilenischen Fjorde in geschützteres Wasser einlaufen.  Vom Ankerplatz im kleinen Hafen Chacabuco geht es vorbei an Pazifik-Lachsfarmen in den Nationalpark Rio Simpson. Als wunderbares Forellen- und Lachsgewässer und von uns gleich als Fliegenfischerparadies klassifiziert, schlängelt sich der Fluss abwechselnd in kleinen Wiesenebenen und dann wieder durch die sich verengenden hohen Berge.

In der Wildnis können wir zwar keinen der hier noch heimischen Kondore entdecken, obwohl sie mit einer Flügelspannweite von drei Metern zur größten lebenden Greifvogelart zählen. Wir glauben aber der Rangerin im Nationalpark, die sehr interessant erzählt, daß ein alter Kondor seinem Leben selbst ein Ende bereitet, indem er sich ganz hoch hinaufwindet und sich dann im freien Fall an Felswänden zerschellen läßt. Ebenso sind öfter auch Pumas in die im Nationalpark aufgestellten Kamerafallen gelaufen und erst einige Tage davor wurden von der Raubkatze über 20 Schafe gerissen.

Die Fahrt führt uns ein Stück entlang der 1.400 km langen südpatagonischen Nord-Süd-Verbindung Carretera Austral, die, dem wachsenden Tourismus der Region sei gedankt, in diesem Abschnitt keine Schotterstraße, sondern mit Verbundsteinen befestigt ist. An deren Anfang werden wir morgen allerdings auf dem Seeweg wieder zurückkommen.

Unser nächstes Ziel, Puerto Mont, Chile

Auf Magellan’s Spuren

Unsere letzten Tage stehen ganz im Zeichen des hier allgegenwärtigen Weltumseglers. Am ersten und einzigen größeren Platz in Punta Arenas, der ersten Stadt in der wir in Chile in der Provinz Magellanis anlegen, trotzt er in Bronze wagemutig den hier herrschenden starken Stürmen. Wie uns unsere einheimische Führerin aufmerksam macht, findet man hier keine Blumen, keine Kinderwägen und keine Fahrräder, der im Sommer-Halbjahr dort meist in orkanstärke fegende Wind würde diese einfach davonwehen. Dann geht es mit einem klapprigen Fährkutter auf die Magdalenen-Insel und bald sind wir noch einmal mitten in einer Kolonie von Magellan-Pinguinen, von denen wir uns nach ein paar Stunden dann endgültig verabschieden müssen. Die Magellanstraße liegt ganz ruhig vor uns, ein paar Seelöwen begleiten unseren klapprigen Kahn. Doch die 520 km lange Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik, die vom berühmten Seefahrer auch nur per Zufall 1520 entdeckt wurde, als er in einem Sturm in die große Bucht abgetrieben wurde, ist wegen ihrer Fallwinde, ihrer starken Strömungen und hohen Wellen berühmt und gefürchtet. Trotzdem war sie bis zur Eröffnung des Panama-Kanals die wesentlichste Verbindung zwischen Europa und der westlichen Welt, war doch die Passage um Cap Horn viel zu gefährlich.

Lediglich im wunderschön erhaltenen Palais des Schafwoll-Barons Braun entführt uns Ernest Shackleton in der nach ihn benannten Bar in das vorige Jahrhundert und erinnert an seine im Eis gefangene Antarktisexpedition. Ein Pisco-Sour, das chilenisches Nationalgetränk, machte uns wohl nicht nur wegen des einzigartigen Ambientes dort Lust auf “Meer”.

Am Abend geht es dann die Magellanstraße weiter in den Pazifik, dessen Erreichen wir eindeutig am zunehmenden Wind und der ruppigen See spüren, bevor es dann am Nachmittag wieder in ruhigere Gewässer in die chilenischen Fjorde geht. Ein wenig erinnert es uns an Norwegen mit dem einzigen Unterschied, dass wir hier in der Einsamkeit der aus dem Wasser ragenden kargen Felsenspitzen wieder 2 Tage lang kein Schiff und kein Haus zu sehen bekommen.

Unser nächstes Ziel: vorbei am Amalia Gletscher nach Puerto Chacabuco, Chile

Beagle-Kanal und chilenische Gletscher

Heute war es unbeschreiblich!

Kein anderes Schiff weit und breit nur wir und unsere Luminosa gleiten leise durch den Beagle-Kanal und neben uns zieht majestätisch einer nach dem anderen, der nach der alten Heimat der Seefahrer benannten Gletscher in der “Allee” vorbei. Eisschollen, die im Meer treiben kündigen uns “Italien” an, dessen Gletscherzunge mächtig in den Fjord kalbt. “Deutschland” ist schon von weitem durch das milchige Gletscherwasser, dass sich mit dem Meerwasser mischt, erkennbar. Bei “Rumänien” fällt der Gletscherbach als tosender Wasserfall ins Meer und dann noch Spanien und die Pia Bucht, deren Zungen in blauen Schattierungen im Sonnenlicht glänzen.

So als ob sie markieren wollten, daß wir dann bald in pazifischen Gewässern einfahren, blasen am Ende des Beagle-Kanals noch ein paar Wale ihre Fontäne in die Luft.

Es war einfach nur schön!

Ushuaia, Tierra del Fuego

Postkartenwetter empfängt uns in der südlichsten Stadt der Welt. Im Feuerland Nationalpark fahren wir wirklich bis ans Ende der südamerikanischen Straße. Ab der malerischen Ensenada Bucht geht es nur mehr mit dem Schiff weiter. An Deck unseres Katamarans durchgleiten wir bei ruhigster See den Beagle-Kanal und können die Verzücktheit Charles Darwin’s nachvollziehen, mit der er seine Passage auf seinem Expeditionsschiff “Beagle” beschreibt. Die schneebedeckten Berge der Anden im Hintergrund mit der eindrucksvollen Darwin-Reihe, das blaue Wasser, die braunen und grünen Schattierungen der Landschaft – für mich eines der schönsten bisher erlebten Flecken der Erde, noch dazu mit unserem strahlenden Wetter, das auch nach dem Urteil der Einheimischen eher selten ist.

Mitten im Nationalpark treffen wir immer wieder auf einsam zeltende Naturliebhaber, kein Wunder, gibt es hier auch außer dem Fuchs keine wilden Tiere und der kann, wie wir selbst erleben, sehr zutraulich sein. Die Temperaturen sind mit durchschnittlich 13 Grad im Sommer und mit den 18 die wir an unserem außerordentlich “heißen” Tag genießen, auch erträglich. Aber auch im Winter sinken die Temperaturen durch die Meeresnähe selten unter den Gefrierpunkt. Trotzdem ist es schwer vorzustellen, daß die Ureinwohner, die Yamaná, völlig nackt lebten bzw. auf ihren Einbäumen im Meer fuhren. Ohne auch nur mit einem Tierfell bekleidet, gewärmt nur durch die überall entzündeten Feuer und eingerieben mit dem Fett ihrer erlegten Beute, trotzten sie der unwirtlichen Umgebung. Auch wenn Darwin sie als niedrigste Form des Lebens bezeichnete, widerlegt das vom Missionar Thomas Bridges während seines langen Zusammenlebens mit ihnen aufgezeichnete Wörterbuch heute noch ihre hoch entwickelte, friedliche und soziale Ausdrucks- und Lebensweise: Waffen und das Wort “Nein” gab es nicht, Hütten und Besitz waren für jedermann verfügbar. Heute lebt nur mehr eine hochbetagte Yamaná. Die von den Entdeckern mitgebrachten Krankheiten aber auch die Attacken der europäischen Robbenjäger oder Goldsucher setzten den Ureinwohnern zu sehr zu.

In der sehr rasch wachsenden Stadt, die als Gefängnissiedlung begann, in den vielen Outdoor-Geschäften der einzigen großen Straße und im Hafen herrscht geschäftiges Treiben. Ein wenig Entdeckerstimmung kommt auf, werden doch neben uns die kleinen Expeditionsschiffe beladen, die hier in die Antarktis ablegen und richtig Lust aufs Mitfahren machen. Der leichte Regen am Morgen des nächsten Tages und die tief hängenden Wolken passen dann auch zur Stimmung am Ende der Welt.

Unser nächstes Ziel: weiter durch den Beagle-Kanal zu den chilenischen Fjorden