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Auf Magellan’s Spuren

Unsere letzten Tage stehen ganz im Zeichen des hier allgegenwärtigen Weltumseglers. Am ersten und einzigen größeren Platz in Punta Arenas, der ersten Stadt in der wir in Chile in der Provinz Magellanis anlegen, trotzt er in Bronze wagemutig den hier herrschenden starken Stürmen. Wie uns unsere einheimische Führerin aufmerksam macht, findet man hier keine Blumen, keine Kinderwägen und keine Fahrräder, der im Sommer-Halbjahr dort meist in orkanstärke fegende Wind würde diese einfach davonwehen. Dann geht es mit einem klapprigen Fährkutter auf die Magdalenen-Insel und bald sind wir noch einmal mitten in einer Kolonie von Magellan-Pinguinen, von denen wir uns nach ein paar Stunden dann endgültig verabschieden müssen. Die Magellanstraße liegt ganz ruhig vor uns, ein paar Seelöwen begleiten unseren klapprigen Kahn. Doch die 520 km lange Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik, die vom berühmten Seefahrer auch nur per Zufall 1520 entdeckt wurde, als er in einem Sturm in die große Bucht abgetrieben wurde, ist wegen ihrer Fallwinde, ihrer starken Strömungen und hohen Wellen berühmt und gefürchtet. Trotzdem war sie bis zur Eröffnung des Panama-Kanals die wesentlichste Verbindung zwischen Europa und der westlichen Welt, war doch die Passage um Cap Horn viel zu gefährlich.

Lediglich im wunderschön erhaltenen Palais des Schafwoll-Barons Braun entführt uns Ernest Shackleton in der nach ihn benannten Bar in das vorige Jahrhundert und erinnert an seine im Eis gefangene Antarktisexpedition. Ein Pisco-Sour, das chilenisches Nationalgetränk, machte uns wohl nicht nur wegen des einzigartigen Ambientes dort Lust auf “Meer”.

Am Abend geht es dann die Magellanstraße weiter in den Pazifik, dessen Erreichen wir eindeutig am zunehmenden Wind und der ruppigen See spüren, bevor es dann am Nachmittag wieder in ruhigere Gewässer in die chilenischen Fjorde geht. Ein wenig erinnert es uns an Norwegen mit dem einzigen Unterschied, dass wir hier in der Einsamkeit der aus dem Wasser ragenden kargen Felsenspitzen wieder 2 Tage lang kein Schiff und kein Haus zu sehen bekommen.

Unser nächstes Ziel: vorbei am Amalia Gletscher nach Puerto Chacabuco, Chile

Fotos zu „Beagle-Kanal und Chilenische Fjorde“

Gestern hatten wir den ersten Tag etwas Regen und nutzten die Zeit um Ushuaia zu erkunden. Man muß sich vorstellen, seit wir vor genau einem Monat gestartet sind, war das der erste Regentag!

Als wir heute um 06:30 in Ushuaia ablegten, war die wunderschöne Dreimast-Bark „Europa“ das einzige Schiff, welches noch im Hafen lag und sich für die Fahrt in die Antarktis bereit machte. Die Europa wurde 1911 in Hamburg als Feuerschiff „Elbe 3“ ohne Antrieb gebaut und war bis 1977 als Wegweiser für die Elbschiffahrt im Einsatz. Dann wurde sie zum Schrottpreis verkauft, von einem Holländer um einen mehrfachen Millionenbetrag restauriert, mit einem 400 PS Motor und allen Navigationsgeräten versehen und steht nun für Weltumsegelungen und Antarktiktörns zur Verfügung! Die Europa ist das Schwesterschiff der bekannten „Alexander von Humboldt“ und misst 56 m bei einem Tiefgang von 3,9 m und einer Masthöhe von 38 m. Sie hat 30 Segel und damit eine Segelfläche von 1250 Quadratmeter, weshalb sie 24 km/h schnell ist. Ich hätte sie noch gerne beim Ablegen unter Vollzeug gesehen!

Als wir ablegen waren Ushuaia und die umliegenden Berge noch von Nebelschwaden durchzogen. Die Luminosa mußte wieder den ganzen Weg an den Anfang des Beagle-Kanals zurückfahren, den Leuchtturm am Ende der Welt runden (aufmerksame Blogleser kennen ihn bereits) um in das Fahrwasser des 240 km langen und mindestens 5 km breiten Kanals zu kommen. Von Ushuaia weg ist das Wasser so seicht, dass die über 8 m tiefe Luminosa keine Chance für die Durchfahrt gehabt hätte.

Nachdem knapp vor der Grenze zu Chile das Lotsenboot abgelegt hatte, sahen wir nun ganzen Tag kein einziges Schiff mehr (nicht einmal ein kleines Fischerboot)!

Ausser einer Radarstation nach der chilenischen Grenze sahen wir auch keine Siedlung und keine Menschenseele.

Die Wolkenformationen waren richtig „dramatisch“, aber das Wetter besserte sich rasch und was wir nun sahen, nachdem die Berge frei waren, verschlug uns in den nächsten Stunden beinahe den Atem!

Gletscher, welche sich als Wasserfälle auflösten und tosend in den Beagle-Kanal stürzten….

…und nachdem die ersten Eisschollen entgegen kamen, sahen wir sie….

….Gletscher, welche bis ans Wasser reichen…

…und dort kalbend sich im Kanal auflösen…

…ein gewaltiger Anblick, denn sie wechseln sich ab….

…mit sanften Flussmündungen…

… und Bergspitzen, welche vom Nebel umspült werden!

Diese Gebirgskette am Beagle-Kanal mit den Namen europäischer Länder ist wirklich ein Traum!

Am Nachmittag, als wir schon den Pazifik erreicht hatten, zog dann leider wieder eine Schlechtwetterfront auf. Aber nach so einem Tag, dürfen wir uns nicht beklagen!

Beagle-Kanal und chilenische Gletscher

Heute war es unbeschreiblich!

Kein anderes Schiff weit und breit nur wir und unsere Luminosa gleiten leise durch den Beagle-Kanal und neben uns zieht majestätisch einer nach dem anderen, der nach der alten Heimat der Seefahrer benannten Gletscher in der “Allee” vorbei. Eisschollen, die im Meer treiben kündigen uns “Italien” an, dessen Gletscherzunge mächtig in den Fjord kalbt. “Deutschland” ist schon von weitem durch das milchige Gletscherwasser, dass sich mit dem Meerwasser mischt, erkennbar. Bei “Rumänien” fällt der Gletscherbach als tosender Wasserfall ins Meer und dann noch Spanien und die Pia Bucht, deren Zungen in blauen Schattierungen im Sonnenlicht glänzen.

So als ob sie markieren wollten, daß wir dann bald in pazifischen Gewässern einfahren, blasen am Ende des Beagle-Kanals noch ein paar Wale ihre Fontäne in die Luft.

Es war einfach nur schön!

Fotos zu „NP Tierra del Fuego und Beagle Kanal“

 

Wir haben gestern um 06 Uhr morgens Ushuaia auf Feuerland bei strahlendem Kaiserwetter erreicht. Wir haben extremes Glück, denn so schöne Tage gibt es hier nicht viele im Jahr.

Wir fahren als erstes in den Nationalpark „Tierre del Fuego“…..

…. wo wir das südlichste Postamt der Welt besuchen…

… und dann dem Ovito-Fluss entlang…

…bis zum Lago Roca!

Neben einem Rotfuchs (die sehen hier auch nicht anders aus) und vielen Enten und Albatrossen beobachten wir auch noch Caranca Gänse (ganz weiss) und eine eher seltene Aschenhauptgans (Danke 600 mm Tele!).

Nach dem wunderschönen Lago Roca fahren wir sprichwörtlich an’s Ende der Welt, nämlich bis an das Ende der südlichsten Strasse der Welt. Hier besteigen wir einen Katamaran, welcher schon auf uns wartet und fahren hinaus auf den Beagle Kanal.

Wir sehen heute sogar die imposanten Gletscher der Anden „Darwin Reihe“, was laut unserem Kapitän so ungefähr drei Mal im Jahr vorkommt, denn meistens sind sie im Nebel!

Durch den vielen Niederschlag und das milde Klima wirkt alles sehr grün und saftig und aus einer Bucht kommt uns ein Segelboot entgegen, welches bei den hier vorherrschenden Winden ausgesprochen klein ist.

Im Beagle Kanal zeigt unser Kapitän erst einmal was sein Katamaran alles hergibt…

…weshalb wir relativ rasch die „Vogelinsel“ erreichen. Beeindruckend….

….aber es geht weiter zur Seelöweninsel…

…vorbei an einer Insel wo es den Kormoranen offensichtlich nicht mehr so gut gefällt, den auf der Insel ist kein einziger Vogel, sondern nur verlassene Kormorannester…

…. bis wir zuletzt den „Leuchtturm am Ende der Welt“ erreichen!

Auf der Rückfahrt besuchen wir noch das neue Zuhause der Kormorane, welches sich nun gleich hinter dem Leuchtturm auf einer Insel befindet.

Ushuaia, Tierra del Fuego

Postkartenwetter empfängt uns in der südlichsten Stadt der Welt. Im Feuerland Nationalpark fahren wir wirklich bis ans Ende der südamerikanischen Straße. Ab der malerischen Ensenada Bucht geht es nur mehr mit dem Schiff weiter. An Deck unseres Katamarans durchgleiten wir bei ruhigster See den Beagle-Kanal und können die Verzücktheit Charles Darwin’s nachvollziehen, mit der er seine Passage auf seinem Expeditionsschiff “Beagle” beschreibt. Die schneebedeckten Berge der Anden im Hintergrund mit der eindrucksvollen Darwin-Reihe, das blaue Wasser, die braunen und grünen Schattierungen der Landschaft – für mich eines der schönsten bisher erlebten Flecken der Erde, noch dazu mit unserem strahlenden Wetter, das auch nach dem Urteil der Einheimischen eher selten ist.

Mitten im Nationalpark treffen wir immer wieder auf einsam zeltende Naturliebhaber, kein Wunder, gibt es hier auch außer dem Fuchs keine wilden Tiere und der kann, wie wir selbst erleben, sehr zutraulich sein. Die Temperaturen sind mit durchschnittlich 13 Grad im Sommer und mit den 18 die wir an unserem außerordentlich “heißen” Tag genießen, auch erträglich. Aber auch im Winter sinken die Temperaturen durch die Meeresnähe selten unter den Gefrierpunkt. Trotzdem ist es schwer vorzustellen, daß die Ureinwohner, die Yamaná, völlig nackt lebten bzw. auf ihren Einbäumen im Meer fuhren. Ohne auch nur mit einem Tierfell bekleidet, gewärmt nur durch die überall entzündeten Feuer und eingerieben mit dem Fett ihrer erlegten Beute, trotzten sie der unwirtlichen Umgebung. Auch wenn Darwin sie als niedrigste Form des Lebens bezeichnete, widerlegt das vom Missionar Thomas Bridges während seines langen Zusammenlebens mit ihnen aufgezeichnete Wörterbuch heute noch ihre hoch entwickelte, friedliche und soziale Ausdrucks- und Lebensweise: Waffen und das Wort “Nein” gab es nicht, Hütten und Besitz waren für jedermann verfügbar. Heute lebt nur mehr eine hochbetagte Yamaná. Die von den Entdeckern mitgebrachten Krankheiten aber auch die Attacken der europäischen Robbenjäger oder Goldsucher setzten den Ureinwohnern zu sehr zu.

In der sehr rasch wachsenden Stadt, die als Gefängnissiedlung begann, in den vielen Outdoor-Geschäften der einzigen großen Straße und im Hafen herrscht geschäftiges Treiben. Ein wenig Entdeckerstimmung kommt auf, werden doch neben uns die kleinen Expeditionsschiffe beladen, die hier in die Antarktis ablegen und richtig Lust aufs Mitfahren machen. Der leichte Regen am Morgen des nächsten Tages und die tief hängenden Wolken passen dann auch zur Stimmung am Ende der Welt.

Unser nächstes Ziel: weiter durch den Beagle-Kanal zu den chilenischen Fjorden

Fotos zu „Feuerland und Kap Horn“

 

Der erste Blick auf Feuerland an unserer Steuerbordseite! Feuerland deshalb, weil die ersten Seefahrer beim Vorbeisegeln in der Nacht die vielen Feuer der Ureinwohner gesehen hatten.

Feuerland kommt näher und wir haben Glück, weil das Wetter besser wird!

Mehrere Stunden später sehen wir im Gegenlicht die ersten Inseln von Kap Horn…

…bis auch der Leuchtturm des Kap’s vor uns auftaucht!

Um Punkt 20:10 Uhr ertönt das Schiffshorn, wir haben den südlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents umrundet und sehen Kap Horn vor uns!

In den letzten Strahlen der Abendsonne umrunden wir die Inseln des Kap’s und fahren retour in Richtung Ushuaia.

Cap Horn

Jetzt sind wir also auch Cap Hornis!

Als heute wieder Land in Sicht kommt, peilen wir zuerst exakt die enge Durchfahrt zwischen den Staaten-Inseln und der langgezogene Ostspitze Feuerlands an, die den Einfahrt in den Beagle-Kanal markiert. Dann am frühen Abend ist unser ersehntes Ziel da! Poseidon hatte uns ja gestern schon eine Warnung mit hohen Wellen und starkem Wind geschickt, heute zeigt er sich gnädig: angenehme 40 – 50km/h Windstärke, kein Nebel, teilweise blitzte sogar noch die Sonne durch die schwarzen Wolken und läßt uns die vielen schroffen Felsen des Caps in mystischem Licht erscheinen. Ein wahres Glück sind doch am Cap Horn 300 Tage Sturm mit  bis zu 220 km/h Windstärke die Regel. Die chilenische Marine berichtet auch von nicht seltenen Wellenhöhen von 20 Metern und mehr, hervorgerufen durch den Tiefenunterschied des Meeresbodens, der hier von 4.000 Meter rasch auf 100 Meter steigt, was Flutwellen auslöst, noch begünstigt durch die aufeinandertreffenden Meeresströmungen von Pazifik und Atlantik. Poseidon, danke, dass du so ein Einsehen mit uns hattest!

Dieses Ende der Welt ist verbunden mit dem großen Seefahrern: einerseits Magellan, der 1520 mit drei Schiffen die Passage zwischen Feuerland und dem Rest Südamerikas und damit einen kürzeren Weg zu den Gewürzinseln gefunden hatte. Erst 100 Jahre später wurde  noch weiter südlich Kap Horn durch die niederländische Expedition der Hoorner Austraalse Compagnie erstmals umsegelt und James Cook bestätigte auf seinen Entdeckungsreisen den Weg um die Südspitze, die in Reminiszenz an den Geburtsort des Expeditionsleiters der Erstumsegelung entweder mit “oo” geschrieben wird, wobei sich aber auch nach der Bezeichnung der Form der südlichsten Insel  im deutschen, englischen und spanischen ein einfaches “o” eingebürgert hat. Viele mussten hier aber auch ihr Leben lassen, liegen doch 340 Schiffe am Meeresgrund dieses Caps.

Alex wird heute wieder selig einschlafen, war das doch sicher heute eines unserer Reisehighlights.

Unser nächstes Ziel: Ushuaia, Feuerland

Fotos zu „Auf dem Weg nach Kap Horn“

Wir nähern uns schön langsam der südlichsten Insel vor Südamerika, welche als die windigste Ecke der Welt mit hohen Kreuzseen bekannt ist. Ja und das Wetter enttäuscht uns nicht und bietet was man von Kap Horn – oder zumindest dem Weg dort hin – erwartet! Der Windmesser zeigt uns ca. 70 km/h und die Wellen sind geschätzte 3 bis 4 Meter hoch, aber man merkt noch nicht so viel an Bord und die Luminosa kämpft sich tapfer durch das Wetter.

Von ober wirkt es gar nicht so wie am Unterdeck!

Unsere aktuelle Position!

Ein „Gute Nacht Pinguin“ für den kleinen David von der Moosau!

Auf zum Kap Horn

Die Pinguine haben wir hinter uns gelassen, die niedlichen Vögel aber fest ins Herz geschlossen. Jetzt geht es wieder weiter nach Süden. Die Falkland Inseln werden wir backbords liegen lassen und bald die Insel Feuerland steuerbords neben uns haben. Auf die Magellan-Straße, die Feuerland vom Rest Südamerikas trennt, werden wir von der chilenischen Seite noch einmal zurückkommen und so den Kanal, wie damals auf der Suche nach einem kürzeren Seeweg nach Indien, auch fast durchfahren. Was sich bloss Her Magellan bei seiner ersten Durchsegelung gedacht haben muss als er dieses ebene, karge Land auf beiden Seiten neben sich hatte.

Ein wenig mulmig sehen jetzt alle auf die Wetterkarte, ist doch die südlichste Landspitze die windreichste Gegend der Welt und eine nautische Herausforderung.

Unser nächstes Ziel: Kap Horn runden

Fotos zu „Patagonien – Punta Tombo“

Wir sind die letzten beiden Tage viel gefahren (vorgestern 350 km und gestern 400 km) und haben so einen recht guten Eindruck des küstennahen Teils von Patagonien erhalten. Punta Tombo ist die größte Magellan-Pinguin Kolonie der Welt!

Weit, weiter, am weitesten…

… eine Abwechslung bietet der Fluss Chubut….

…dann wird es wieder weit, weiter…..

…aber wir werden bei der Ankunft für die weite Fahrt belohnt!

Auch Andrea ist begeistert….

…denn so etwas sieht man nicht jeden Tag!

Ein Mara, eine Hamsterart (der Kerl wollte nicht auf’s Foto)

Eine Herde wilder Guanacos (Lamas)

Eine Pinguinhöhle neben der anderen…

… und so sieht es in der „Wohnung“ aus!

Wieder einmal „ohne Worte“!

Es gibt noch Steigerungen, was die Weite anbelangt!

Aber wir sehen auch Anderes! Nicht unbedingt ein Slum, aber eine Armensiedlung kurz vor Puerto Madryn während eines aufkommenden Sandsturmes!