Ushuaia, Tierra del Fuego

Postkartenwetter empfängt uns in der südlichsten Stadt der Welt. Im Feuerland Nationalpark fahren wir wirklich bis ans Ende der südamerikanischen Straße. Ab der malerischen Ensenada Bucht geht es nur mehr mit dem Schiff weiter. An Deck unseres Katamarans durchgleiten wir bei ruhigster See den Beagle-Kanal und können die Verzücktheit Charles Darwin’s nachvollziehen, mit der er seine Passage auf seinem Expeditionsschiff “Beagle” beschreibt. Die schneebedeckten Berge der Anden im Hintergrund mit der eindrucksvollen Darwin-Reihe, das blaue Wasser, die braunen und grünen Schattierungen der Landschaft – für mich eines der schönsten bisher erlebten Flecken der Erde, noch dazu mit unserem strahlenden Wetter, das auch nach dem Urteil der Einheimischen eher selten ist.

Mitten im Nationalpark treffen wir immer wieder auf einsam zeltende Naturliebhaber, kein Wunder, gibt es hier auch außer dem Fuchs keine wilden Tiere und der kann, wie wir selbst erleben, sehr zutraulich sein. Die Temperaturen sind mit durchschnittlich 13 Grad im Sommer und mit den 18 die wir an unserem außerordentlich “heißen” Tag genießen, auch erträglich. Aber auch im Winter sinken die Temperaturen durch die Meeresnähe selten unter den Gefrierpunkt. Trotzdem ist es schwer vorzustellen, daß die Ureinwohner, die Yamaná, völlig nackt lebten bzw. auf ihren Einbäumen im Meer fuhren. Ohne auch nur mit einem Tierfell bekleidet, gewärmt nur durch die überall entzündeten Feuer und eingerieben mit dem Fett ihrer erlegten Beute, trotzten sie der unwirtlichen Umgebung. Auch wenn Darwin sie als niedrigste Form des Lebens bezeichnete, widerlegt das vom Missionar Thomas Bridges während seines langen Zusammenlebens mit ihnen aufgezeichnete Wörterbuch heute noch ihre hoch entwickelte, friedliche und soziale Ausdrucks- und Lebensweise: Waffen und das Wort “Nein” gab es nicht, Hütten und Besitz waren für jedermann verfügbar. Heute lebt nur mehr eine hochbetagte Yamaná. Die von den Entdeckern mitgebrachten Krankheiten aber auch die Attacken der europäischen Robbenjäger oder Goldsucher setzten den Ureinwohnern zu sehr zu.

In der sehr rasch wachsenden Stadt, die als Gefängnissiedlung begann, in den vielen Outdoor-Geschäften der einzigen großen Straße und im Hafen herrscht geschäftiges Treiben. Ein wenig Entdeckerstimmung kommt auf, werden doch neben uns die kleinen Expeditionsschiffe beladen, die hier in die Antarktis ablegen und richtig Lust aufs Mitfahren machen. Der leichte Regen am Morgen des nächsten Tages und die tief hängenden Wolken passen dann auch zur Stimmung am Ende der Welt.

Unser nächstes Ziel: weiter durch den Beagle-Kanal zu den chilenischen Fjorden

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